Im
ersten Stockwerk befand sich tatsächlich ein kleiner Raum, an dessen
Türe ein Pappschild mit der Aufschrift “Gebetsraum” angebracht war. Zum
Glück war er leer. Wir setzen uns und schwiegen für einen Moment. Ich
hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen würde. Da sagte der alte Mann
plötzlich: "Du kannst jetzt dein Gebet sprechen."
Ich weiß nicht genau, was in diesem Moment in mir vor sich ging.
Mir liefen plötzlich Tränen über das Gesicht, ohne dass ich sie zu
stoppen vermochte. Er wartete geduldig, bis ich mich beruhigt hatte und
fragte dann vorsichtig: „Was ist los?“
Ich schüttelte den Kopf und entgegnete: „Ich kann nicht beten. Ich
weiß nicht, was ich sagen soll!“ „Gut“, meinte er, „das ist kein
Problem. Dann machen wir es so, ich bete ich einen Satz vor und du
sprichst ihn einfach nach. Vor Gott gilt das genauso, als wenn es direkt
von dir kommen würde. Bist du einverstanden?“ Ich nickte.
Und so begann der alte Mann zu beten: „Herr Jesus, du siehst mich hier
verzweifelt und niedergeschlagen vor dir sitzen.“ Er machte eine Pause
und ich wiederholte den Satz. Dann fuhr er fort: „Du kennst mich besser
als ich mich selber. Bitte vergib mir, dass ich dich so lange ignoriert
und ohne dich gelebt habe.“
Woher
wusste er das? Egal, ich wiederholte den Satz: “Jesus, ich übergebe
dir nun mein Leben. Bitte vergib mir meine Sünden und leite mich von nun
an deinen Weg. Ich will dir folgen!“
Eine Lebensübergabe an Jesus? Aber das habe ich doch gar nicht vorgehabt.
Aber es war jetzt keine Zeit zum Nachdenken, denn er sprach schon den
nächsten Satz : „Danke Gott, dass du mein Gebet erhört hast und ich
jetzt dein Kind bin…. Amen!“
Ich wiederholte auch diesen Satz und öffnete ich meine Augen. Karl
ergriff meine Hand und schüttelte sie herzlich: „Gratuliere! Jetzt bist
du ein Kind Gottes!“
Ich lächelte etwas gequält. Aber bevor ich noch
etwas entgegnen konnte stand er auf und sagte: „Warte hier! Ich will
kurz zu meiner Frau. Die hat immer ein Buch für Neubekehrte dabei. Das
wird dir bei deinen ersten Schritten in deinem neuen Leben als Christ
helfen!“
Ein paar Sekunden später schloss sich die Türe hinter ihm und ich blieb
alleine im Raum zurück. Ich begann nachzudenken. Gut, er hatte mich
überrumpelt! Von einer Lebensübergabe an Jesus war im Vorfeld in keiner Weise die Rede gewesen. Aber will ich das wirklich?
Auf einmal wurde mir klar, dass ich eine Entscheidung zu treffen hatte. Sollte meine Lebensübergabe nun gelten oder nicht? Ich hielt einen Moment inne. Was habe ich eigentlich zu verlieren?
Ich hatte ja sowieso vorgehabt, die Bibel zu studieren und danach
vielleicht Jesus mein Leben zu geben. Warum also nicht sofort? Und dann
traf ich meine Entscheidung: Die Lebensübergabe soll von meiner Seite aus gelten.
Augenblicklich verspürte ich eine große innere Erleichterung und im
selben Moment wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen
hatte. Mir kamen wieder die Worte von der Frau aus dem Buchladen in den
Sinn: „Der Herr kommt bald!“ Und plötzlich begriff ich es. Der Herr,
der sein Kommen dort angekündigt hatte, war soeben da gewesen und hatte mich in seine Nachfolge gerufen.
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